Zum vierten Mal haben die Einwohner von Zagreb dieses Jahr eine Veranstaltung auf dem Cvjetni Trg Platz der Stadt besucht, um an der weltweiten Kampagne „One Billion Rising“ teilzunehmen, deren Ziel es ist, ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu setzen.
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine der schwersten Menschenrechtsverletzungen, aber durch Schweigen und die Weigerung, Maßnahmen zu ergreifen wird sie vielfach noch geduldet.
Diskriminierung
Anlässlich der vom Zentrum für Frauenforschung organisierten Veranstaltung stellte Rada Boric, die Direktorin des Zentrums, das diesjährige Thema der weltweiten Kampagne vor: Es geht um Frauen, die auf mehr als eine Art ausgegrenzt werden - weil sie Frauen sind, weil sie Mitglieder einer Minderheit sind, oder weil sie eine Behinderung haben.
"Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass viele Frauen, die im Gefängnissystem leben, mehr als männliche Gefangene stigmatisiert werden, es ist auch wichtig, über Frauen in prekären Arbeitsverhältnissen zu sprechen, über Frauen, die unterbezahlt sind oder am Arbeitsplatz sexuell belästigt werden und über weibliche Flüchtlinge auf dem Weg in die Sicherheit Europas ", sagte sie.
Apropos Frauen mit Behinderungen sagte die Ombudsfrau für die Gleichstellung der Geschlechter, Visnja Ljubicic, dass jene Frauen tagtäglich diskriminiert werden weil sie Frauen sind, weil sie eine Behinderung haben, weil sie arbeitslos oder nur unzureichend ausgebildet sind.
Nicht die Solidarität verlieren
Ljubicic forderte die staatlichen Institutionen auf, schnell und effizient Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt, zum Schutz von Opfern und zur Bestrafung der Täter, zu ergreifen und sie rief jeden Einzelnen von uns auf, "bei der Bekämpfung von Gewalt Solidarität, Empathie und Zivilcourage nicht zu verlieren."
An die Teilnehmer der Veranstaltung gerichtet, sagte die UN-Sonderberichterstatterin über Gewalt gegen Frauen, Dubravka Simonovic, dass Kroatien mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert sei, was in erster Linie die Ratifizierung des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt betrifft.
Ramiza Memedi von the Better Future Association sagte, dass Roma-Frauen in einer besonders schwierigen Lage seien, weil sie auf vielen Ebenen diskriminiert würden, in ihren eigenen Gemeinschaften und darüber hinaus. "Abgesehen von Partnergewalt und häuslicher Gewalt sind sie auch struktureller Gewalt auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt", sagte sie.
Ein Problem in ganz Europa
Die Kampagne One Billion Rising wurde am Valentinstag im Jahr 2012 ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für beunruhigende Statistiken zu schärfen, die zeigen, dass eine von drei Frauen weltweit vergewaltigt werden oder im Laufe ihres Lebens physisch missbraucht werden, also in absoluten Zahlen eine Milliarde Frauen und Mädchen.
Es gibt keine einheitlichen Daten in Europa über die Häufigkeit von Gewalt gegen Frauen, aber viele EU-Mitgliedstaaten führen Umfragen durch und die Ergebnisse zeigen, dass in allen Ländern eine von vier oder fünf Frauen körperliche Gewalt zumindest einmal in ihrem Erwachsenenalter erlebt hat und, dass jede zehnte bereits sexuelle Gewalt erlebt hat. Kroatien ist da keine Ausnahme - allein im Januar dieses Jahres wurden vier Frauen von ihren Partnern getötet.
Jedes Jahr, beginnend im Februar und bis zum 8. März, dem Internationalen Frauentag, verbindet sie tausende lokale Aktionen auf der ganzen Welt. Im Jahr 2016 wird die weltweite Kampagne in mehr als 200 Ländern zu beobachten sein und zehn kroatische Städte werden sich beteiligen.
Die kroatische Kampagne wird organisiert vom Zentrum für Frauenforschung in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Organisationen der Zivilgesellschaft und dem Frauenforum der Sozialdemokratischen Partei von Zagreb.
