Technologie & Rechte

"Stellen Sie Flüchtlinge als Bedrohung dar", fordert tschechischer Fernsehsender von Journalisten

Die Direktoren der tschechischen Station Prima televize, gaben bei einem Meeting mit Redakteuren im vergangenen Jahr klare Anweisungen, Ängste vor Flüchtlingen und Islamisierung zu schüren.

by The League of Human Rights

Durch mehrere Monate harter Arbeit konnte die Watchdog Organisation HlidaciPes.org Informationen und Beweise erhalten, dass die Direktoren und Nachrichten-Manager des tschechischen Fernsehsenders Prima televize Anweisungen gegeben haben, Flüchtlinge als Bedrohung für Europa darzustellen.

"Angespannte Atmosphäre"

Die Anschuldigungen von HlidaciPes.org werden durch einen Bericht des Tschechischen Rates für Fernsehen und Hörfunk aus dem vergangenen Winter bestätigt, in dem die Berichterstattung des Senders als "blind" für die reale Situation der Flüchtlinge beurteilt wurde.

Prima televize ist ein einflussreicher Sender, der derzeit das drittgrößte Publikum in Tschechien hat, mit einem Zuschaueranteil bei den "15+"-jährigen von 23 Prozent.

"Die Atmosphäre in der Redaktion ist äußerst angespannt. Die meisten Redakteure sind sich dessen bewusst, dass es nicht viele andere ähnliche Arbeitsmöglichkeiten für sie gibt, weshalb sie die vorgegebene Linie akzeptieren und die Bedingungen annehmen. Widerstand wird nicht akzeptiert", sagte ein namentlich nicht genanntes Mitglied der Redaktion, so HlidaciPes.org.

Anpassen oder gehen

Die grundlegende Botschaft des Treffens im September 2015 war eindeutig: Es ist notwendig, eine eindeutige Haltung in der Flüchtlingskrise zu zeigen, diese als Bedrohung darzustellen, mit der Angst vor Islamisierung zu spielen und die zugrunde liegende Botschaft zu fördern, dass Europa und im Besonderen Tschechien keine Flüchtlinge will.

Reportern wurde auch deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich mit dieser Position identifizieren müssen und ihre Berichte so zu gestalten haben, dass sie dazu passen; die nicht dazu bereit waren, dies zu akzeptieren, denen wurde gesagt, dass sie bei Prima nicht mehr willkommen seien.

Einige Redakteure haben sich darüber beschwert, dass diese Politik einen klaren Widerspruch zu journalistischen Standards darstelle, aber das Management wies dies zurück und sagte, solche Normen und Objektivität sollten zumindest für die nächsten paar Monate ausgesetzt werden.

Reporters’ coverage of the refugee crisis got international attention after Hungarian camerawoman Petra Laszlo tripped a running migrant and his son in September 2015. (REUTERS/Marko Djurica)

Die Berichterstattung über die Flüchtlingskrise bekam internationale Aufmerksamkeit, nachdem die ungarische Kamerafrau Petra Laszlo einem rennenden Migranten und seinen Sohn im September 2015 vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein Bein gestellt hatte. (REUTERS / Marko Djurica)

Nach diesem Treffen, trat eine der Redakteure von Prima televize zurück und in diesem Frühjahr verließ eine zweiter Redakteurin den Sender aufgrund der "Migrationsregelung"

"Blinde" Nachrichten

FTV Prima, der Medienkonzern hinter Prima televize, bestritt jede Lockerung der journalistischen Standards und bestand darauf, das Treffen habe lediglich der Entwicklung einer einheitlichen Präsentationsstrategie im Interesse der Zuschauer gedient.

"Die FTV Prima Nachrichten arbeiten mit einem redaktionellen Ansatz, der auf einer unabhängigen Beschreibung von Ereignissen basiert. Das Ziel der Redaktionssitzung im September war, sich auf einen Weg zu einigen, der den Zuschauern hilft, [die Flüchtlingskrise] zu verstehen und auch, einen konsequenten redaktionellen Ansatz zu laufenden Flüchtlingsfragen zu finden. Dazu waren in dieser Sitzung unterschiedliche Meinungen zu hören", heißt es in einem Statement von FTV Prima als Reaktion auf die Behauptungen von HlidaciPes.org.

Eigentlich als Beweis für ihre ausgewogene Berichterstattung berief sich das Netzwerk auch auf die oben gebannte Analyse, welche der Rat für TV und Hörfunk im letzten Winter durchgeführt hatte.

Dessen Bericht besagt jedoch das Gegenteil. "Die Berichterstattung insgesamt war zu blind für die Situation der Flüchtlinge selbst und stellte sie vielmehr als eine Quelle von Problemen für die Europäer dar. Diese deutlich eurozentristische Sichtweise kann die negative Haltung der tschechischen Öffentlichkeit gegenüber Flüchtlingen verstärken".

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